Miscanthusanbau
Allgemein
Miscanthus x giganteus ist ein ausdauerndes Gras und wird bis zu 4 m hoch. Der Spross stirbt über Winter ab. Es stammt ursprünglich aus Asien und ist ein Hybrid aus Miscanthus sachariflorus und Miscanthus sinensis (siehe Züchtung).
Miscanthus sachariflorus |
Miscanthus sinensis |
Züchtung
Die Züchtung wird als gesonderter Punkt behandelt.
Standortansprüche
Anbau in den Maisanbauzonen 1 bis 3; bis max. 700 m ü.NN. Lange Vegetationsperioden. Böden mit guter Wasserversorgung, keine Staunässe, keine verdichteten Böden. Nicht nach Grünlandumbruch pflanzen. Dauerkultur, die bis zu 20 Jahre genutzt werden kann.
Gefahr der Auswinterung im 1. Jahr nach der Pflanzung.
Foto: Abreife:
Mehrjähriger Bestand (links) ist gelb,
einjähriger Bestand (rechts) geht unabgereift (grün) in den Winter.
Bodenvorbereitung und Pflanzung
Den Boden ca. 20 cm tief pflügen, mit der Egge (2x) aufgelaufene Unkräuter bekämpfen. Es ist auch eine Pflanzung in Frässtreifen möglich.
Pflanztermin:
Die Pflanzung mikrovermehrter Pflanzen sollte so schnell wie möglich nach dem letzten Spätfrost (ca. Mitte Mai) erfolgen, denn die Dauer der Vegetationsperiode hat maßgeblichen Einfluß auf die spätere Einlagerung von Reservestoffen und damit auf die Überwinterung der Pflanzen. Bewässerung bei trockener Witterung erforderlich bis Setzlinge angewachsen sind.
Rhizomstücke können sowohl im Herbst (Gefahr eines kalten Winters) als auch im Frühjahr (Gefahr der Frühjahrs-/Sommertrockenheit) gesetzt werden.
Foto: Fräspflanzung
Pflanzendichte:
Hohe Pflanzendichten (z.B. 4 Pfl./m²) mindern zwar die Auswinterung im Etablierungsjahr, in den Folgejahren kommt es dann jedoch aufgrund zunehmender Konkurrenz häufig zu Ertragseinbußen. Auch aufgrund der Pflanzgutkosten sollte bei mikrovermehrten Pflanzen oder großen Rhizomstücken 1 Pfl./m² gesetzt werden. Bei kleinen (fingergroßen) Rhizomen sollten 3 bis 4 Rhizome/m² ausgelegt werden. Der Reihenabstand sollte an die mechanische Unkrautbekämpfung (Hackgerät) anpaßt sein. Die Pflanztiefe beträgt auf leichten Böden 5 cm, auf schweren Böden 2 cm.
Abb: Erträge auf dem Versuchsgut Dikopshof bei Köln in Abhängigkeit von der Bestandesdichte
Pflanzgut:
Es ist eine Auswahl überwinterungsfester Genotypen erforderlich, die
zugleich den Anforderungen der Abnehmer entsprechen. Grundsätzlich ist
zu überdenken, ob die Mikrovermehrung die geeignete Vermehrungsmethode
für Miscanthus ist. Dazu finden sich in der Literatur jedoch widersprüchliche
Aussagen: die Mikrovermehrung liefert die kräftigsten Pflanzen (LEWANDOWSKI
& KAHNT, 1995) bzw. die Rhizomvermehrung ist besser geeignet etablierungssicheres
Pflanzenmaterial zu produzieren (SCHWARZ et al., 1998; MÜNZER, 1998).
Einige Arbeiten befassen sich auch mit der noch nicht praxisreifen Samenvermehrung
von Miscanthus (LEWANDOWSKI, 1998; DEUTER &
ABRAHAM, 1998).
Qualitätsansprüche an das Pflanzgut (nach KLUG (1994) und PUDE et al. (1997)
Die wichtigste Voraussetzung für einen kräftigen Wuchs und eine hohe Etablierungsrate ist die Mehrtriebigkeit des Pflanzgutes.
Optimale Wuchshöhen (aber auch nicht zu hoch) und eine rechtzeitige Pflanzgutlieferung
sollten selbstverständlich sein.
Quelle: PUDE, R. und FRANKEN, H., 1999: Miscanthus -
Erfolgreiche Verarbeitung. - energie pflanzen III/IV 1998, 30-34.
Foto: Pflanzung
Abb.: Wiederaustrieb (%) einjähriger Miscanthus-Bestände bei unterschiedlichen Pflanzendichten / Pflanzgutqualitäten
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1 Pfl./m² |
2 Pfl./m² |
4 Pfl./m² |
Düngungsversuch * |
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Dikopshof, 08.04.1994 |
47,2 b |
55,1 b |
85,1 a |
Dikopshof, 07.03.1995 |
100,0 a |
99,5 a |
100,0 a |
Dikopshof, 15.04.1996 |
97,5 a |
99,2 a |
99,6 a |
Halle, 03.04.1995 |
84,7 a |
93,1 a |
97,8 a |
Genotypenversuch** |
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|
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Dikopshof, 09.05.1996 |
98,3 a |
98,9 a |
99,0 a |
Wahn, 09.05.1996 |
95,4 b |
98,2 ab |
99,4 a |
Halle, 22.05.1996 |
44,8 b |
56,3 b |
85,9 a |
Qualitätsversuch *** |
eintriebig |
zweitriebig |
mehrtriebig |
|
61,4 |
65,8 |
74,2 |
*) PUDE, R., 1997: Die Winterfestigkeit von Miscanthus in der Etablierungsphase. - Diss. Universität Bonn. Beiträge zu Agrarwissenschaften Bd. 14. ISBN 3-89573-037-8, Verlag M. Wehle, Witterschlick/Bonn.
**) PUDE, R. und FRANKEN, H., 1997: Genotypenselektion von Miscanthus x giganteus hinsichtlich Auswinterung. - Schlußbericht über das Forschungsvorhaben 94NR105-F, Technische Informationsbibliothek (TIB), Hannover.
***) PUDE, R. und FRANKEN, H., 1999: Miscanthus - Erfolgreiche Verarbeitung. - energie pflanzen III/IV 1998, 30-34.
Düngung
Im ersten Jahr (= Pflanzjahr) keine Düngung (Gefahr der Auswinterung), zweites und folgende Jahre maximal 30-50 kg N/ha, 30-50 kg P2O5/ha und 50-100 kg K2O/ha, Gülle fördert den Wiederaustrieb, aber Vorsicht mit Gülle über Blätterteppich am Boden.
Abb.: Erträge auf dem Versuchsgut Dikopshof bei Köln in Abhängigkeit von der N-Düngung
Pflege (Unkrautbekämpfung, Krankheiten, Schädlinge)
Miscanthus ist im 1. Jahr konkurrenzschwach und bedarf der Unkrautbekämpfung. Unkraut im Keimblattstadium bekämpfen. Striegeln ist in jungen Beständen möglich; vorsichtiges Hacken mit Maishackgeräten. Die chemische Bekämpfung erfolgt nach der Pflanzung. Im Frühjahr des 2. Standjahres - falls nötig - letzte Unkrautbekämpfung durchführen.
Foto: Unkrautbekämpfung im 1. Jahr
Krankheiten und Schädlinge haben bisher keine Bedeutung.
Ökologische Wirkung
Iin den abgereiften Beständen überwintern Nützlinge wie z.B. Marienkäfer und Florfliegen.
Foto: Auch ein Zwergmaus-Nest findet seinen Platz
Ausführlichere Informationen hierzu finden Sie auf den Miscanthus-Seiten der Bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.
Ernte
Im 1. Jahr findet keine Ernte statt. Ab dem 2. Jahr wird möglichst spät, jedoch vor dem Wiederaustrieb (März / April) bei Feuchtegehalten unter 20 % geerntet. Das Ernteverfahren muß mit den Abnehmern abgesprochen werden, Häcksel- oder Ballenlinie. Maishäcksler und Quaderballenpressen funktionieren problemlos. Die Erträge liegen je nach Standort bei 15 bis 25 t TM/ha, auf sandigen Standorten bei 8-11 t TM/ha.
Foto: Problemlose Miscanthus-Ernte mit dem Maishäcksler
Ende März erfolgt die Miscanthus-Ernte auf dem Versuchsgut Dikopshof der Universität Bonn. Das Erntegut, bestehend aus den Stengeln und einem geringen Anteil an noch nicht abgefallen Blättern hat dann einen „akzeptablen“ Feuchtegehalt von zirka 20 %. Während auf Praxisschlägen in Rheinland-Pfalz 20 ha Miscanthus mit der Power-Press von Deutz-Fahr einphasig geerntet werden, findet auf dem Dikopshof ein zweiphasiges Verfahren Anwendung. Zum Einsatz kommt hier ein John Deere Maishäcksler mit Kempervorsatz (Champion 300) sowie eine Großballenpresse. Wenn im Maishäcksler sämtliche Messer !! ausgebaut werden, verläuft der Einsatz problemlos. Das Erntegut von ca. 20 cm Länge wird unter dem Maishäcksler abgelegt und kann anschließend von der Pick up der Großballenpresse störungsfrei aufgenommen werden. Falls die bereits über Winter abgefallen Blätter noch recht feucht sind, kann die Pick up so eingestellt, daß diese Blätter nicht mit aufgenommen werden. Die Erträge liegen in Wesseling bei durchschnittlich 19,3 t TM/ha. Die Großballen werden anschließend von der Fensterfabrik Meeth aus Wallscheid abtransportiert. Aus dem Miscanthus, Lebensmittel-Kunstoffrecyling und Aluminiumrecyling werden dann in der Fensterfabrik nach einem patentierten Verfahren Fensterrahmen produziert. Aufgrund der Vorzerkleinerung durch den Maishäcksler kann dieses Miscanthus-Erntegut die Aufbereitungsstraßen in der Fensterfabrik wesentlich schneller passieren als das einphasig geerntete Miscanthus.
Verwendung
genauere Informationen finden Sie im gesonderten Kapitel: Verwertung
a) Stoffliche Verwertung:
- Bauindustrie: Leichtbeton, Putz, Estrich, Dach- und Schüttdämmung, Fenster- und Türrahmen, Dachdeckung
- Automobilindustrie: Lenkräder, LKW-Leichtbau, Ölbinder
- Zellstoffindustrie: Papier, Pappe, Verpackungsmaterial
- Gartenbau: Torfersatz, Einstreu, Blumentöpfe
Foto: Baustoffe
b) Energetische Verwertung:
- Verbrennung, Vergasung, Verflüssigung
Umbruch
Nach der Ernte pflügen und Einsaat einer Kunstwiese.
Häufiger Schnitt oder 2 maliges grubbern im Sommer.
Abb.: Umbruchversuch*:
Varianten:
1) Grubbern: zweimaliges Bearbeiten mit einer Grubberfräse;
2) Spritzen: dreimaliges Abspritzen des Bestandes mit "Round up" ab einer
Wuchshöhe von 20 cm;
3) Mähen: regelmäßiges Abmähen des Aufwuchses ab
einer Wuchshöhe von 20 cm
*) PUDE, R. und FRANKEN, H., 1999: Etablierungsverhalten der mehrjährigen nachwachsenden Rohstoffe Reynoutria bohemica und Miscanthus x giganteus. -(Die Bodenkultur, in Vorbereitung).