Pflanzgutqualität

Neue sichere Anbaumethoden von Miscanthus in Europa.
In: Berichte über Landwirtschaft, Bd. 81 (3) ISSN 0005-9080,
Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup, Seite 405-415.
Von Ralf Pude, 2003

Zusammenfassung

In Europa gibt es viel versprechende Möglichkeiten Miscanthus industriell zu nutzen, z.B. als Baumaterial und als Energieträger (18; 19). Aus diesem Grund steigt die Nachfrage der Industrie an dem nachwachsenden Rohstoff Miscanthus. Alleine in England soll die Anbaufläche von Miscanthus in den kommenden Jahren auf 10.000 ha und in der Schweiz auf 3.000 ha ausgeweitet werden. Auch in Deutschland nimmt der Anbau langsam zu, hier besonders in Bayern und in NRW (3; 19; 20).
Miscanthus ist eine tropische Pflanze, die an das nord- und mitteleuropäische Klima nicht optimal angepasst ist. Frühere Versuche haben gezeigt, daß der Anbau unter ungünstigen Standort- Bedingungen, z.B. kalte Temperaturen im Winter, sehr schwierig sein kann (5; 7).
Über die Untersuchung verschiedener Genotypen und dem Vergleich unterschiedlicher Vermehrungstechniken wurden Ansätze gefunden, diese tropische Pflanze auch in Europa dauerhaft zu etablieren. Im Rahmen eines Versuches auf ungünstigen Standorten wurde das Wachstum verschiedener mikro- und makrovermehrter Miscanthus- Herkünfte untersucht. Bei Etablierung der mikrovermehrten Pflanzen (ein-, zwei und mehrtriebig angezogen) im Jahre 1997 zeigte sich, daß hier vor allem die Selektion auf mehrtriebige Jungpflanzen bei der Anzucht und die Auswahl von im Herbst rechtzeitig abreifenden Genotypen zu nennen sind. Der Anbau von makrovermehrtem Miscanthus wurde in einem Versuch mit unterschiedlichen Rhizomgrößen (fingergroß und faustgroß) und unterschiedlichen Herkünften getestet. Dazu wurde sowohl im Herbst 1999 als auch im Frühjahr 2000 gepflanzt. Während die Herkünfte nur geringe Unterschiede in der Überwinterung und im Wuchs zeigten, hatte die Rhizomgröße einen stärkeren Einfluß darauf. Bei Herbstpflanzung lag die Ausfallrate von Miscanthus mit großen Rhizomstücken nur bei 1,4 % dagegen war sie bei den kleinen Rhizomen bei 64,8 %. Bei der Frühjahrspflanzung verlief die Bestandesetablierung sowohl aus kleinen als auch aus großen Rhizomen mit Ausfällen von nur 6,7 % zufrieden stellend. Im Gegensatz zu einigen Literaturangaben konnte mit diesen Versuchen gezeigt werden, daß der Anbau von Miscanthus auch auf nicht optimalen Standorten möglich und dabei abhängig von der Vermehrungsmethode, den Genotyp und dem Pflanztermin ist.

Abstract
There are enormous possibilities for industrial uses of Miscanthus in Europe, e.g. as a construction material and as a source of energy (18; 19). For that reason, there is a high demand for the raw material Miscanthus from the industry. In the next years in Great Britain the cultivation of Miscanthus will reach 10.000 ha, in Switzerland it will be 3.000 ha. Also in Germany the cultivation of Miscanthus increases in Bavaria and NRW (3; 19; 20).
Miscanthus is an tropical plant which is not adapted to the north and middle European climate. Earlier experiments showed, that cultivation under harsh environmental conditions, e.g. cold temperatures in winter, was difficult (5; 7).
The results of this trial with different genotypes and propagation methods shows, that it is possible to cultivate this tropical plant in Europe. In this trial the establishment of different micro- and macropropagated genotypes on not optimal conditions of location was observed. Planting of micropropagated plants in 1997 (single-, double- or multiple sprouted preparation) revealed, that the selection of multiple sprouted plants by breeding methods and in the autumn matured genotypes are necessary for a good establishment. The cultivation of macropropagated Miscanthus was tested with different rhizome sizes (finger to fist sizes) and different genotypes. The planting time was in autumn 1999 and in spring 2000. Rhizome sizes affected growth of Miscanthus significantly, while there was no difference of growth or resistance to cold temperatures between the different genotypes. By planting in autumn the shatting rate of Miscanthus was only 1.4 % when rhizomes are large in comparison to 64.8 %, when rhizomes are small. Experiments on cultivation in spring showed a low shatting rate of 6.7 % both with big and small rhizomes. In opposite to some references in the literature our cultivation trial have shown that growth of Miscanthus was possible under sub optimal conditions in regard to different factors, such as cultivation methods, genotypes and planting time.